Neuer Geschäftsführer beim Klimabündnis Tirol
Interview mit Andrä Stigger, dem neuen Geschäftsführer des Klimabündnis Tirol.
Nach 10 Jahren verlässt die Vorarlbergerin Anna Schwerzler das Klimabündnis Tirol, um in Ihrem Heimatbundesland die Fahrradkoordination des Landes in die Hand zu nehmen. Ihr folgt Andrä Stigger nach. Der ehemaliger Leiter des Welthaus der Diözese Innsbruck und der Caritas Auslandshilfe, bringt einen stark sozial-geprägten Zugang in die Vereinsarbeit ein. Als zentralen Aspekt sieht er die Bildungsarbeit im Kontext des fortschreitenden Klimawandels. Mit dem Klimaschutzlehrgang 2017 will man allen Interessierten, aber vor allem den politischen Verantwortungsträgern, die Möglichkeit bieten, sich in diesem Zukunftsthema weiterzubilden.

Andrä Stigger im Interview
Herr Stigger, was bedeutet Klimaschutz für Sie? Wo sehen Sie die Herausforderungen und die Chancen, auch in Bezug auf die Arbeit des Klimabündnis Tirol?
Klimaschutz ist Lebensschutz. Sich für den Klimaschutz zu engagieren heißt, sich für ein gutes Leben auf Gemeindeebene, in Tirol und international stark zu machen. Klimaschutz umfasst alle Lebensbereiche, die Herausforderungen sind vielfältig. In den letzten Jahren wurden sehr viele Informationen über den Klimawandel gesammelt und Modelle entwickelt, wie die weltweite Erwärmung reduziert werden kann. Wir wissen viel – jetzt geht es darum dieses Wissen umzusetzen und in den Alltag zu integrieren. Das Klimabündnis möchte aktiv diesen gesellschaftlichen Wandel mitgestalten und wird in den nächsten Jahren vermehrt Bildungs- und Bewusstseinsarbeit leisten – darin sehe ich eine große Chance.
Das Klimabündnis zählt ja inzwischen 64 Mitglieds-Gemeinden in ganz Tirol. Wie wichtig ist Klimaschutz-Politik auf Gemeindeebene? Was kann der oder die Einzelne tun?
Die Klimabündnis-Gemeinden sind unsere Stärke. Klimaschutz, der von Gemeinden getragen wird, ist nachhaltig und alltagstauglich. Durch die Mitgliedsgemeinden bleibt „lokal handeln – global denken“ keine Floskel sondern wird konkret. Jeder kann einen Beitrag leisten. Müllvermeidung, weniger Fleisch essen, mehr Wege mit dem Rad zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, Energiesparen,… Aber wir sind auch aufgefordert uns mit der Frage „Wie wollen wir in Zukunft leben“ zu beschäftigen.
Sie selbst waren Nachhaltigkeitskoordinator bei der Caritas Tirol – wie lässt sich soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen?
Die beiden Begriffe sind nicht zu trennen und gehören immer gemeinsam gedacht. Wir können den Klimawandel nicht fragmentarisch lösen. Klimaschutz ist nicht nur Umweltschutz sondern betrifft unser Zusammenleben auf allen Ebenen. Als wichtigen Partner in dieser Frage sehe ich auch die Wirtschaft. In den nächsten Jahren wollen wir als Klimabündnis Tirol vermehrt mit den Tiroler Wirtschaftsunternehmen zusammenarbeiten und bieten dazu unserer Zertifizierung zum Klimabündnis-Betrieb an. Das Land Tirol als Fördergeber ist hier eine wichtige Stütze.
Seit September sind Sie Geschäftsführer des Vereins Klimabündnis Tirol. Was hat Sie zu diesem inhaltlichen Wechsel – von der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit hin zum Klimaschutz – bewegt?
Die beiden Bereiche sind inhaltlich nicht weit voneinander entfernt. Das Klimabündnis Tirol unterstützt ein Entwicklungsprojekt am Rio Negro in Brasilien und zeigt damit die die globale Perspektive unserer Arbeit auf. In der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit spielt aber auch die Bildungsarbeit in Tirol eine zentrale Rolle. Inhaltich sehe ich viele Parallelen. Manchmal ist es einfach gut etwas Neues zu wagen und ein gewohntes Arbeitsfeld hinter sich zu lassen.
Was sind Ihre Zukunftspläne – was können wir vom Klimabündnis Tirol in den nächsten Jahren erwarten?
Wir werden in den nächsten Jahren in den Bereichen Mobilität, Soziales und Lebensstil einen Bildungsschwerpunkt setzen. Den Anfang macht der Lehrgang zum kommunalen Klimaschutzbeauftragten, der im Februar 2017 startet. Dabei geht es um die Vermittlung von Wissen über Klimawandel und Klimaschutz, das Kennenlernen von Best Practice Beispielen und Grundlagen der Gemeinwesenarbeit. Wir möchten hier Experten und Expertinnen für ganz Tirol ausbilden, die sich dann in Ihrer Heimatgemeinde für Umweltthemen stark machen können. Das ist der Weg, den wir gehen möchten: Vom Einzelnen, über die Gemeinden, hin zum globalen Klimaschutzgedanken.
Vielen Dank für das Gespräch!