Rauchfreies Dorf - Zusammenarbeit zwischen St. Johann und Bysanapalli in Indien
Gemeinde: St. Johann im Pongau, Bundesland: Salzburg
Link zur KB Gemeindeseite: www.klimabuendnis.at/st-johann-im-pongau
Weblink Gemeinde: stjohannimpongau.at
Kurzbeschreibung:
Realisierung des ersten rauchfreien Dorfes: Anschaffung, gemeinsamer Aufbau und Instruktion in den Gebrauch von Solarkochern für 13 Familien aus Bysanapalli

Projektkategorie:
Klimagerechtigkeit
Karin Schönegger
E-Mail: umwelt@stjohannimpongau.at
Tel.:
Persönliches Statement:
Die Stadtgemeinde St. Johann fühlt sich seit Jahren dem Klima- und Umweltschutz verpflichtet. Verfolgt man die Medien derzeit sind wir bereits seit über 20 Jahren auf dem richtigen Weg. Klimaschutz hört nicht an den Gemeindegrenzen auf. Durch die Kooperation mit dem Salzburger Verein InterSol und den Kontakten zu ansässigen Firmen und Personen in Andrha Pradesh konnte das nachfolgende Projekt verwirklicht werden. St. Johann ist auch nach Abschluss dieses Projektes in Verbindung mit den Verantwortlichen und pflegt die Kontakte und den Austausch weiterhin.
Projektinhalt und Ziel:
Bysanapalli, ein Dorf im indischen Bundesstaat Andrha Pradesh, ca. 100km von Tirupati entfernt, wurde als erstes „rauchfreies Dorf“ ausgewählt. In diesem Dorf mit 36 Familien waren bereits 26 Häuser mit einer Biogasanlage ausgestattet. Die restlichen 13 Familien kochten konventionell mit Holz oder Propangas.
Das Ziel war es 13 Familien mit Solarkochern auszustatten. Die Solarkocher stammen von der Fa. Koch, Hamburg. Finanziert wurde das Projekt zu 50 % durch Unterstützungsgelder der Stadtgemeinde St. Johann und zu 50% durch die indische Regierung (Ministerium für erneuerbare Energie, MNES).
Die BenützerInnen beteiligen sich mit 20 % der Gesamtkosten am Projekt (aufgebracht durch Microfinancing = 6,- Euro Sofortzahlung, Rest in 14 monatlichen Raten zu je 1,-Euro). Diese Gelder werden für die Weiterverbreitung der Solarkocheridee, für die Projektbegleitung und Nachbetreuung, für Instandhaltung und Monitoring verwendet.
Durchgeführt wurde das Projekt von Deepak Gadhia von Gadhia Solar, Valsad in Kooperation mit Jagadeshwar Reddy von Nedcap (Nonconventional energy development corporation of Andhra Pradesh).
Tag der Sonne: SchülerInnen des Gymnasiums kochen mit Solarkochern. Das eingenommene Geld wird dem Solarkocher-Indien-Projekt zur Anschaffung weiterer Solarkocher zur Verfügung gestellt.
Desweiteren beteiligt sich St. Johann an „Global Solidarity“, einer Initiative des Salzburger Vereins Intersol. Jugendliche stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung und mit dem verdientem Geld wird ein Solarkomplex in Bolivien unterstützt. Ziel dieser Initiative ist es, die internationale und bilaterale Solidarität zu stärken.
„Eine Welt Gruppe“ unterstützt Solarkomplex in Bolivien.
Kooperation der Gemeinde mit Weltladen und Bauernladen (bei Veranstaltungen wird darauf geachtet. “Fair-Trade- sowie Produkte aus der Umgebung anzubieten). Finanzielle Unterstützung der Gemeinde für den Salzburger Verein Intersol.
Projektablauf:
Entstehung/Impuls:
Vortrag Deepak und Shirin: Statt Brennholz kocht die Sonne, 2000 Förderung: € 2.180
Solarkocherprojekt am Gymnasium St. Johann, 2001 (Science week) Ankauf Kocher: € 467
Vortrag Dieter und Imma Seifert (Erfinder Solarkocher) und Hans Eder (Verein InterSOL): Statt Brennholz kocht die Sonne, Okt. 2001
Förderung 2002: € 3.633; Friedenstage 2002 in St. Johann im Pongau: „am Beispiel Indien“ ua. mit Deepak und Shirin Gadhia, Okt. 2002
Förderung 2003: € 3.633; Exkursion mit INTERSOL nach Indien (ua. zu Solarprojekten), Jul/Aug. 2003
Förderung 2004: € 4.000
Angabe bzw. Abschätzung der Kosten in EUR:
Gesamtkosten: 2.964,- Euro (114 Euro/Stück)
Unterstützung durch die Stadtgemeinde St. Johann (2.146 Euro) – Abwicklung über den Salzburger Verein INTERSOL und Unterstützung durch MNES (818 Euro).
Selbstbehalte 472 Euro (18,18 Euro/Familie bzw. Kocher). Davon sind 156 Euro bereits bezahlt (Rest Ratenzahlung von 26 Euro/Monat).
Förderung Gesamt 2000 bis 2004: € 13.446
Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen:
Einsparungen jährlich: CO2 - 104 Tonnen, Holz - 72.000 kg, Propangas - 5.832 kg
Projekterfolge:
Gemeinsam mit den DorfbewohnerInnen wurden die 13 Stück Solarkocher zusammengebaut. Die Frauen wurden im Gebrauch und in der Instandhaltung der Kocher instruiert. Es wurde gemeinsam gekocht und von Frau Padmaja Reddy praktische Kochanleitungen gegeben.
Die hohe Akzeptanz der neuen Technologie führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Solarkochern. Weitere 13 Familien wollten Solarkocher um das ihnen zur Verfügung stehende Biogas nicht mehr zum Kochen nutzen zu müssen, sondern für Licht am Abend nutzen zu können. Auch dieser Bedarf wurde, wie die ersten 13 Kocher, abgedeckt.
Das Projekt erregte großes Aufsehen in den Medien. Sowohl lokale Medien, wie z.B. die Zeitschrift „Hindu“, als auch internationale Medien berichteten über das Projekt. Es gab Berichte im koreanischen Fernsehen, einen BBC-Bericht und einen Artikel in RE-Focus (renewable energy focus).
Der Umweltpreis wurde u.a. an eine Gruppe des Gymnasiums verliehen.
Nachhaltige/langfristige Perspektiven und Anregungen:
Schaffung von Einkommen: Zur besseren Nutzung der Solarkocher wurden auch die Einkommensmöglichkeiten durch die Solarkocher aufgezeigt. So werden Bäckerein (wie Brot, Kuchen, Kekse) und lokale Gerichte (frittierte Kartoffel, geröstete Erdnüsse ...) mit Solarkochern hergestellt und im lokalen Markt zwei mal wöchentlich verkauft.
20 weitere Dörfer haben ihr Interesse am Projekt „rauchfreies Dorf“ angemeldet. Es haben bereits erste Kontakte stattgefunden und derzeit läuft die Sammlung der Beteiligungskosten in den Dörfern. Nach Entrichtung der Gelder durch die DorfbewohnerInnen kann das Projekt gestartet werden. Das Projekt wird nur durchgeführt, wenn alle DorfbewohnerInnen sich am Projekt beteiligen. Bei der indischen Regierung (MNES) sind für 2005 bereits 200 Kocher für das Projekt beantragt worden.
Projektrelevante Webadressen:
http://www.intersol.at/ Verein InterSol
http://www.newethics.com/de/magazin/detail.php?art=79 Gadhia Shirin