KAUTSCHUK

Waldrodung, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeitslücke

Tropen-Gummi für Autoreifen und Co.

Gummi befindet sich in zahlreichen Produkten unseres alltäglichen Lebens – in Matratzen, Schuhen, Babyflaschen und vor allem in Autoreifen. Etwa 90 % des verwendeten Kautschuks, hauptsächlich Naturkautschuk, stammen aus den Tropen, insbesondere aus Südostasien. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den Hauptanbauländern Thailand, Indonesien, Malaysia und Vietnam kontrollieren rund 85 % der Kautschukproduktion.

Rodungen und Gift anstatt fruchtbarer Böden

Kautschuk wird aus dem Milchsaft verschiedener Pflanzen gewonnen. Dafür werden zumeist Monokulturen angelegt, d.h. große Flächen werden gerodet und anschließend nur mit einer Pflanzenart bepflanzt. Zum Erhalt braucht es Pestizide. Diese Art der Landwirtschaft bietet wenig Lebensräume für Tiere und Pflanzen und wirkt sich negativ auf Böden und Gewässer aus. Die natürliche Fruchtbarkeit wird beeinflusst und durch die geringe Baumbedeckung kann es zu Bodenerosionen kommen. Europäische Kautschuk-Importe sorgten allein in den Tropenwälder in West- und Zentralafrika seit Beginn des Jahrtausends für eine Abholzung so groß wie der Bodensee.

Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung von Indigenen und Bäuer:innen

Seit dem 20. Jhdt. werden für die Gewinnung von Gummi Indigene und Kleinbäuer:innen von ihrem Land verdrängt. Bekannt wurde vor allem Brasilien, wo Chico Mendes als Anführer der Kautschukzapfer:innen-Bewegung von Großgrundbesitzer:innen ermordet wurde. Heute liegen die Plantagen vor allem in Südostasien. Der wachsende Gummiboom benötigt immer größere Grundstücke für Plantagen. Auch heute geschieht dies meist auf Kosten von Kleinbäuer:innen: unklare Landrechte sind in vielen Anbauländern weit verbreitet, was bedeutet, dass die Landwirt:innen nur begrenzte Möglichkeiten haben, ihre Rechte durchzusetzen. Bis heute kommt es auf den Kautschukplantagen oft zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen.

Siedlungen werden gewaltsam geräumt, angemessene Entschädigungen für die Betroffenen bleibt aus und die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind geprägt von erzwungener Mehrarbeit und Armut aufgrund sehr niedriger Löhne.

Landrechte als Lösung

Um einen nachhaltigen Anbau von Naturkautschuk gewährleisten zu können, ist es entscheidend, dass die Landrechte der Kleinbäuer:innen geschützt sind. Dadurch erhalten sie die Sicherheit und den Anreiz, in ihr Land zu investieren, ohne die Sorge, dass es ihnen weggenommen wird. Zusätzlich ist es wichtig, eine physische und lückenlose Rückverfolgbarkeit der Kautschukrohstoffe entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten, um sicherzustellen, dass der Kautschuk nicht von entwaldeten Flächen stammt.

Klimaschutz durch Kautschukbäume?

Kautschukbäume können auch zum Klimaschutz beitragen, denn sie nehmen eine große Menge an CO2 aus der Luft auf, regulieren den Kohlenstoffkreislauf und reduzieren somit die Treibhausgase in der Atmosphäre. Eine nachhaltige Anbaumethode ist der Einsatz des naturnahen Agroforstsystems. Man kombiniert Kautschukbäume mit anderen Baumarten und im Unterholz wachsen Tee, Kaffee oder Kakao. Da sich Schädlinge so weniger schnell verbreiten können, reduziert sich wiederum der Einsatz von Pestiziden. Die Bäume profitieren voneinander, indem sie den Boden wieder mit Nährstoffen anreichern. Ressourcen wie Wasser, Licht und Nährstoffe werden effizienter genutzt und der Ertrag der Kautschukbäume kann nachhaltig gesteigert werden.

Kautschukbäume
Kautschukbäume